Doris Schmidt-Haub

Die Grafik-Designerin und Malerin Doris Schmidt-Haub zählt zu den Konstanten der Hanauer Kunstszene. Die gebürtige Hanauerin erhielt ihre Ausbildung an der traditionsreichen hiesigen Zeichenakademie. Seit 1970 ist sie als selbständige Grafikerin und Malerin in ihrer Heimatstadt tätig. Als langjähriges Mitglied des ältesten Künstlerbundes, des Simplicius, beteiligt sie sich mit ihren Werken regelmäßig an dessen Jahresausstellungen.

Sowohl das grafische als auch das malerische Werk ist von ihrem individuellen kubistischen Stil geprägt. Der Motivkanon ihrer Bilder zeigt Architektur und Stadtansichten. Die Grundmuster von Architektur sind geometrische Formen wie Flächen, Polygone, Kreise, Kegel, Säulen etc.. In ihrer Häufung und Überschneidung gehen diese im Blick des Betrachters ineinander über. Gebäude, Plätze, Straßenschluchten, idyllische Gassen, also Stadtansichten offenbaren uns ein Konglomerat dieser Formen. In ihren Bildern zerlegt Doris Schmidt-Haub die Gebäude- und Stadtansichten wieder in ihre geometrischen Grundmuster. Diese Rückführung ist von starker Abstraktion gekennzeichnet. Die kubistische Formensprache drängt das Motiv mal zusammen oder zerrt es in die Höhe und überhöht damit die Perspektive. Die Lichtführung ist in diese Formenwelt organisch integriert. Die pastellhaften und kräftigen, die kühlen und warmen Farbtöne kontrastieren mitunter stark oder bilden fließende Übergänge. So erscheinen uns die Bildkompositionen entweder kühl distanziert oder pittoresk vertraut.

Die Bilder von Doris Schmidt-Haub weisen eine höhe Ästhetik auf. Assoziationen zum malerischen Werk eines Lionel Feininger, zur Gebrauchsgrafik, zu den Werken russischer Konstruktivisten oder zur expressiven Filmkunst von Fritz Langs Metropolis - kurz der Avantgarde der 1920er Jahre - werden geweckt.

Richard Schaffer-Hartmann
Leiter der Museen der Stadt Hanau

Aus: Katalog zur Ausstellung im Historischen Museum Hanau, Schloss Philippsruhe 9. Dezember 2006 - 6. Januar 2007