Karl-Adam Vey

Laudatio auf Kulturpreisträger Karl-Adam Vey

Goethe sagt: „Wem die Natur ihr offenbares Geheimnis zu enthüllen anfängt, der empfindet eine unwiderstehliche Sehnsucht nach ihrer würdigsten Auslegerin, der Kunst.“

Karl-Adam Vey wurde vor 70 Jahren in Gundhelm geboren. Gundhelm ist heute ein Stadtteil von Schlüchtern. Heute lebt er in Elm (Stadtteil von Schlüchtern) mit seiner Frau Anneliese. Dort befindet sich auch das berühmte Atelier Kuhstall.

Während andere Kinder Fußball spielten und verstecken spielten, interessierte sich der kleine Karl Adam für das Malen und Zeichnen. Da sein Lehrmeister, der Heimatmaler Hans Walter Siemon eine große Landwirtschaft besaß, durfte Karl Adam nur abends oder sonntags in die Malstube kommen.

Auf einem großen Tisch lagen Farben, alle möglichen Stifte, Leinwände und Papier. Es herrschte wohl ein recht strenges Regiment, Hans Walter Simon erklärte Karl Adam alle Maltechniken und wenn es nicht gleich so klappte, wie es sich der große Meister vorgestellt hatte, bekam Karl Adam oft zu hören: „Wenn du dos net willst begreif, musst du de hemm bleibe, und bann du dos net kannst begreifst, kannst du hemm gegeh! Entweder du host Lust oder net!“

Die Verbindung zwischen Karl Adam Vey und Hans Walter Siemon blieb bestehen. Kurz vor seinem Tod sagte Hans Walter Siemon: „In Sachen Aquarell hast du mich überholt. Auf dieses Lob von seinem Lehrmeister ist Karl Adam Vey sehr stolz.

Durch einen Fernlehrgang an der Famos Artist School verfeinerte Karl Adam Vey seine Maltechniken und als Autodidakt hat er sich in den letzten Jahren ständig weitergebildet. Auch als Künstler lernt man nie aus.

Sein Arbeitsleben begann mit einer Ausbildung als Landwirtschaftsgehilfe auf dem heimischen Hof, die er erfolgreich abschloss. Anschließend war er als Weißbinder bei der Firma Lotz beschäftigt. Seine Gesellenprüfung legte er erst mit 35 Jahren ab und das ohne Lehre. Einige der jungen Auszubildenden dachten damals, Karl-Adam sei ein Spitzel. 1971 trat er in den Dienst der Deutschen Bundesbahn, wo er bis zum Renteneintritt tätig war. Seit 1971 ist er auch Mitglied der Malgruppe des BSW, zunächst in Kassel dann in Frankfurt.

Bereits mit 30 Jahren hat Karl Adam Vey sein grünes Abitur (Jägerprüfung) gemacht. Früh morgens sitzt er bereits in Gundhelm auf dem Hochsitz und beobachtet die stille unberührte Natur. Er ist ein begeisterter Waidmann. Eindrücke und Stimmungen, die er hier sammelt findet man auf seinen Bildern wieder.

Diese Bilder stellte Karl-Adam in der Kreissparkasse Schlüchtern, Volksbank Schlüchtern und Galerie Kultpur sowie in Klein-Sassen aus. Werbung machte er mit seinen Landschaftsbildern und somit auch den Darstellungen des Main-Kinzig-Kreises bei Ausstellungen des BSW auf der Insel Borkum, in Eschwege, Königstein im Taunus, Frankfurt am Main und Nürnberg.

Besondere Erlebnisse waren die Ausstellungen zum Jubiläum der Französischen Eisenbahn in Paris, bei der Bundeskunstausstellung des Bundesbahnsozialwerkes in Berlin und die Ausstellung in der Synagoge in Schlüchtern. Ein besonderer Erfolg war, dass ein Bild von ihm von einer Jury für die Europaausstellung in Gent ausgewählt wurde, was eine besondere Wertschätzung seines Wirkens bedeutete.

Eigenschaften von Karl-Adam sind in einem Zitat von Anselm Feuerbach treffend beschrieben: „Um ein guter Maler zu sein braucht es vier Dinge; weiches Herz, feines Auge, leichte Hand und immer frisch gewaschene Pinsel.“

Meine Damen und Herren, frei nach Picasso möchte ich Sie fragen: "Was ist in Deinen Augen ein Künstler? Ein Narr, der nur Augen hat, wenn er Maler ist, oder nur Ohren, wenn er Musiker ist...? Im Gegenteil. Er ist gleichzeitig ein politisches Wesen, stets aufnahmebereit für bewegende, brennende oder glückliche Ereignisse, die er in jeder Weise erwidert.“

Karl Adam Vey zeichnet sich durch ein sehr hohes ehrenamtliches Engagement aus. Er ist ein Mann der Tat und der klaren Worte. Seit Jahren ist er im Kirchenvorstand und im Ortsbeirat tätig. Es packt überall zu, ob es um den Zaunbau am Kindergarten geht oder um die Restaurierung von Gemälden oder das Streichen der Bushaltestelle oder des Backhauses – oder er macht aus einem Missgeschick ein Gemälde, wie zum Beispiel auf dem Parkplatz eines Farbengeschäftes. Dort kippte eine Dose roter Farbe auf dem Parkplatz um, schnell schnappte sich Karl Adam einen Pinsel und malte daraus ein Huhn. Sie können es heute noch bewundern.

Für sein ehrenamtliches Engagement wurde er bereits 2016 mit dem Stadtsiegel der Stadt Schlüchtern geehrt und er wurde auch mit dem Elmer Taler ausgezeichnet, der in 2018 erstmals verliehen wurde.

Sein künstlerisches Wissen und Können gibt er auch den Kindern in der Elmerland Grundschule weiter. Mit seiner offenen Art auf Menschen zuzugehen zeigt er vielen den Weg zur Kunst und motiviert, auch selbst künstlerisch tätig zu werden.

Das war auch seine Motivation für die Elmer Kulturwoche. 2003 erhielt ich einen Anruf von Karl-Adam: „Wir müssen uns mal unterhalten.“ Nach einem Monat kam es dann zu dem Treffen. Kernfrage von Karl-Adam war: „Können wir in Elm nicht so was wie in Klein-Sassen machen?“ Die Idee begeisterte mich und wir holten noch Ingen Vey mit ins Boot. Schon 2004 konnte die erste Kulturwoche stattfinden. Im Zeitabstand von drei Jahren erfolgten weitere Kulturwochen. Im letzten Jahr fand bereits die sechste Kulturwoche mit großem Erfolg statt. Es ist ein Ereignis, welches ganz Elm einschließt. Neben den Künstlern aus aller Welt, tragen auch die die Bevölkerung, die Vereine und Kirchengemeinde zum Gelingen der Veranstaltung bei. Es war eine tolle Idee von Karl-Adam Vey.

Wir gratulieren Karl Adam zum Kulturpreis des Main Kinzig Kreises und freuen uns mit ihm über diese Auszeichnung.

Mit Worten von Pablo Picasso, die das künstlerische Schaffen des Heimatmalers Karl Adam Vey passend beschreiben möchten wir unsere Laudatio beschließen: Nicht nach der Natur arbeite ich, sondern vor der Natur, mit ihr."

Die Laudatio hielten Inge Vey und Michael Neigert,
12. November 2019, Main-Kinzig-Forum