1987 kromp

1987 • Malerei

Walter Kromp

Karwin 1923 – Hanau 2007



Walter Kromp

"Künstler und Lehrer in einem zu sein, erfordert ein hohes Maß an Ausgeglichenheit und Einfühlungsvermögen, verlangt oftmals, die eigene künstlerische Position den pädagogischen Bedürfnissen hintan zu stellen. Es ist selten, dass sich eigenständige Künstlerpersönlichkeit und verständnisvoller Pädagoge in einem finden," schreibt Werner Kurz 1986 im Hanauer Anzeiger, er beschreibt mit diesen Sätzen den Kunsterzieher und Künstler Walter Kromp.

Seit 1952 ist der Kulturpreisträger von 1987 Kunstlehrer an der Hanauer Hohen Landesschule gewesen und hat Generationen von Holanern an die Kunst herangeführt. "Nicht immer zu deren Vergnügen," weiß der ehemalige Hola-Schüler Kurz zu berichten, "denn Walter Kromp räumt den "Nebenfächern" im musischen Zweig stets den gleichen Anspruch ein wie den sogenannten Hauptfächern". Mit diesem Anspruch will er keineswegs "aus seinen Schülern lauter Picassos machen", sondern sie das richtige Sehen lehren, sie neugierig machen und sie ermutigen, ohne Scheuklappen durch die Welt zu gehen. "Man sollte die Welt nicht allein intellektuell erfassen, sondern sinnhaft. Das erste Signal kommt immer vom Auge!" predigt er seinen Pennälern. Nach dieser Maxime hat Walter Kromp auch sein eigenes Leben gestaltet, hat aus der sicheren Position des Lehrerberufs heraus sich in den Ferien in die weite Welt begeben, hat Nord-, Mittel- und Südamerika und Asien bereist und sich inspirieren lassen.

Der Wunsch nach Aufbruch und Ausbrechen wird schon in frühen Jahren deutlich: 1923 in Karwin im damaligen Sudetenland geboren, geht er 1947 nach Kassel an die Staatliche Werkakademie, die heutige Hochschule für Bildende Künste. In seiner Laudatio spürt Landrat Karl Eyerkaufer dieser Situation nach, wenn er sagt: "Man vergegenwärtige sich diese Entscheidung: zerbombte Städte, triste Zukunftsaussichten und da geht jemand hin und stürzt sich in die Welt der Farben, Formen und Gestaltung. Walter Kromp gelangt tief in diese Welt hinein, tiefer als andere."

Seine Arbeiten fallen bald auf und aufgrund besonderer Leistungen wird er "Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes" und wenig später Meisterschüler bei Professor Ernst Röttger. Eher widerwillig hat er 1953 die Lehrerstelle in Hanau angetreten, denn das Kassel der 1950er Jahre mit seinem reichen Kulturleben und beeindruckenden Künstlerpersönlichkeiten an der Akademie hat ihm sehr viel besser gefallen.

An seinem neuen Wohnort und Lebensmittelpunkt tritt er dem Künstlerbund Simplicius bei, beginnt zu wirken und Spuren zu hinterlassen, sowohl in den Köpfen seiner Gymnasiasten als auch in und an zahlreichen Gebäuden des Main-Kinzig-Kreises. Reliefs, Plastiken und Wandbilder finden sich in verschiedenen Schulen. Seine Bilder sind in Ausstellungen in Bonn, Düsseldorf, Frankfurt, Göttingen, Hannover und Paris zu sehen und reisen mit der Wanderausstellung "Deutsche Gegenwartskunst" nach Südafrika, Südamerika und Indien. 1987 gestaltet er die Gedenkstätte im Diakoniezentrum der Wallonisch-Niederländischen Gemeinde in Hanau. Holger Dell lobt das Werk in der FAZ als Mahnmal, "das eine enge Beziehung zu dem Ort hat, an dem es steht, eine Stätte des Gedenkens an die Zerstörung der Stadt am Ende des Zweiten Weltkrieges, das in seiner Symbolkraft aber darüber hinausgeht. So behutsam, wie die wallonisch-niederländische Kirchengemeinde ihr neues Diakoniezentrum an die Innenmauern des Zwölfeckgebäudes gelehnt hat, so behutsam hat Walter Kromp sein Werk in den ehemaligen Kirchenraum gesetzt (…) Kromp hat mit dieser Arbeit ein künstlerisches Lebenswerk gekrönt."

Die Stadt Hanau ehrt ihn 1998 mit der August-Gaul-Plakette.